Vortrag im Zentrum Jerusalemkirche Berlin (überarbeitete Fassung)
Es sind insbesondere von lutherischen Theologen zahlreiche Versuche unternommen worden, mit dem Problem von Luthers antisemitischer Einstellung umzugehen.
Nach Vorbemerkungen zur Luther-Apologetik und Terminologie beschäftigt sich der Vortrag mit der Entwicklung von Luthers Einstellung gegenüber Juden sowie den Texten „Daß Jesus Christus ein geborner Jude sei” (1523) und „Von den Juden und ihren Lügen” (1543).
Fazit: Luthers Antisemitismus erhält seine Brisanz durch die Verkoppelung mit der anti-römischen Polemik, die im Rahmen des reformatorischen Ansatzes unverzichtbar ist. Die verzweifelt erhoffte Bekehrung der Juden erscheint Luther notwendig als Tatsachen-Beweis für das theologische und historische Recht der Reformation gegenüber Rom. Die Tatsache, dass die Juden trotz Reformation „widerspenstig” blieben, muss Luther tief verunsichert haben. Scheiterte die Bekehrung der Juden, dann wäre damit auch die Reformation widerlegt. Daher die Dringlichkeit und schließlich Gewaltsamkeit, mit der sich Luther gegenüber den Juden äußert. Nachdem es der reformatorischen Bewegung nicht gelungen war, die Juden zu überzeugen, wurde der aggressive Antisemitismus, der bereits in Luthers früherer Freundlichkeit gelauert hatte, aus seiner Sicht die einzige Möglichkeit, um die Christen zu retten.
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Andreas Pangritz (Uni Bonn)
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