Aus dem Forschungsprojekt „Die Zeit der Reformation - Mediale Konfigurationen eines historischen Ereignisses und seiner Geschichte"
Das vorliegende Material dient zur Einführung in das Forschungsprojekt und stützt sich auf die Habilitationsschrift Marcus Sandls.
"Die reformatorische Zeitenwende veränderte die Zeitstruktur der theologischen Erkenntnisbildung, indem sie an die Stelle der offenen Zeichenverkettung der Tradition eine heilsgeschichtlich geschlossene stellte. Gleichzeitig machte sie die Abkehr von der Tradition selbst zu einem konstitutiven Moment der Erkenntnisbildung und institutionalisierte auf diese Weise die Zeitenwende. Der Traditionsbruch wurde auf Dauer gestellt, was dazu führte, daß Vergangenheit und Zukunft eine für jeden einzelnen Erkenntnisakt konstitutive Bedeutung bekamen. Wahrheit erhielt einen Zeitindex, also eine historische Dimension, die sie im Hinblick auf das Vergangene und das Zukünftige relativierte. Die Reformation setzte sich damit selbst als historisches Ereignis; sie rekurrierte auf die historische Welt als sinnkonstitutiven Horizont der Erkenntnisbildung. Die Emanation der theologischen Erkenntnisbildung in die Welt hing auf das engste mit Luther zusammen, insofern in seiner Person die Einheit der Differenz von Bibelauslegung und Weltdeutung gesichert werden konnte. Die Zukunft der Reformation hing dementsprechend weniger von der Tradierung des lutherischen theologischen Erbes ab, als vielmehr von der richtigen Art und Weise seiner Historisierung im Kontext des spätmittelalterlichfrühneuzeitlichen Epochenbruchs, auch wenn diese Historisierung mit zunehmendem Abstand zur Reformation nicht mehr in heilsgeschichtlichen Kategorien erfolgte."
(Aus der Schlussbetrachtung)
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